Egal ob Baufinanzierung, Konsumentenkredit oder eine anstehende Investition als Unternehmer – die Zinsen spielen stets eine entscheidende Rolle für die finanzielle Planung.
Doch wie entstehen diese Zinssätze eigentlich? Warum schwanken sie im Laufe der Zeit? Und welche Trends und Prognosen sollten Sie im Blick behalten? Mit diesen Fragen wollen wir uns hier etwas näher beschäftigen.
Aktuelle Trends bei Kreditzinsen
In den vergangenen Jahren zeigten sich die Kreditzinsen sehr volatil. Nach einer langen Phase extrem niedriger Zinsen, bedingt durch expansive Geldpolitik und wiederholte Leitzinssenkungen der Zentralbanken, ist seit 2022 wieder ein deutlicher Anstieg zu beobachten. Diese Entwicklung wurde insbesondere durch die weltweit steigende Inflation ausgelöst. Diese bekämpften die weltweit wichtigsten Notenbanken durch deutliche und stetige Leitzinsanhebungen.
Für Verbraucher bedeutete dies: Kredite – egal ob für eine Baufinanzierung oder den Kauf eines Autos – wurden (spürbar) teurer. Gleichzeitig veränderte sich – und dies bis heute – die Verhandlungsposition der Banken. Die Geldhäuser setzen wieder auf eine restriktivere Kreditvergabe.
Einflussfaktoren auf die Zinsentwicklung
Die Höhe der Kreditzinsen wird von unterschiedlichen Faktoren beeinflusst. Einer der zentralen Treiber ist die Geldpolitik der Zentralbanken. Erhöhen diese die Leitzinsen, steigen auch die Refinanzierungskosten der Banken – diese Kosten geben die Banken dann an ihre Kunden weiter. Umgekehrt führt eine Senkung der Leitzinsen dazu, dass Kredite günstiger werden.
Auch die wirtschaftliche Gesamtlage spielt natürlich eine wichtige Rolle. In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten oder gar einer Rezession steigen die Risiken für die Banken, was sich – abhängig von der Bonität der Kreditnehmer – in höheren Zinsen spiegelt. Hinzu kommen internationale Faktoren wie Wechselkurse, geopolitische Spannungen und die Lage auf den Kapitalmärkten. Auch diese beeinflussen die Refinanzierungskosten der Banken und damit auch die Kreditkonditionen.
Unterschiede zwischen Kreditarten
Nicht jede Kreditart entwickelt sich gemäß den anderen. Es spielt also eine wichtige Rolle, wofür ein Kredit verwendet wird. Im Folgenden haben wir eine Übersicht über die wichtigsten Kreditarten und die dazugehörigen Zinsentwicklungen zusammengestellt.
Baufinanzierung: Zinsbindung ein wichtiger Aspekt
Bei einer Baufinanzierung spielt die Zinsbindung (auch „Zinsfestschreibung“ genannt) naturgemäß eine wichtige Rolle. Da Immobiliendarlehen häufig über 20 oder mehr Jahre laufen, sind die Zinsen stark von der Erwartung der Banken über die langfristige wirtschaftliche Entwicklung abhängig. In Zeiten steigender Inflation und erhöhter Leitzinsen packen Banken daher Sicherheitsaufschläge auf die Zinsen, um sich gegen mögliche Risiken abzusichern. Dies führt dazu, dass Baufinanzierungen aktuell (zum Jahresende) teils deutlich teurer sind als noch vor wenigen Jahren.
Konsumentenkredite: Dynamik durch kurzfristigere Marktentwicklung
Konsumentenkredite weisen in der Regel deutlich kürzere Laufzeiten als Baufinanzierungen auf, sie reagieren damit auch entsprechend schneller auf Veränderungen an den Geldmärkten. Ein plötzlicher Anstieg der Leitzinsen spiegelt sich hier unmittelbar in den Angeboten der Banken.
Andererseits gibt es in diesem Segment aber auch oft Aktionen und Sonderkonditionen von den Banken, die damit neue Kunden gewinnen möchten. Kredite vergleichen ist hier also für Interessenten besonders wichtig!
Unternehmenskredite: Abhängigkeit von wirtschaftlichen Rahmenbedingungen
Unternehmenskredite sind traditionell stark von der allgemeinen wirtschaftlichen Lage und den spezifischen Bedingungen des betreffenden Sektors abhängig. In Phasen wirtschaftlicher Unsicherheit neigen die Banken dazu, strengere Kriterien bei der Kapitalvergabe anzulegen und höhere Risikozuschläge zu verlangen. Unternehmen mit stabilen Cashflows und einer soliden Bonität erhalten deshalb oft attraktive Konditionen.
Wichtig: Ein stärkerer Fokus auf nachhaltige Projekte und ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) hat ebenfalls Einfluss auf die Kreditvergabe. Unternehmen, die diese Kriterien erfüllen, erhalten von Banken nicht selten bevorzugte Konditionen.
Prognosen für die kommenden Jahre
Natürlich sind Prognosen immer schwierig – gerade im Finanzbereich. Gleichwohl lassen Erfahrungswerte die folgenden Prognosen zu:
Szenarien bei wieder höherer Inflation
Nachdem die Inflation in Deutschland bis September 2024 stetig gesunken war, steigt sie nun wieder. Sollte dieser Trend anhalten, ist auf Dauer wieder mit Leitzinserhöhungen zu rechnen. Dies würde Kredite über alle Kategorien hinweg teurer machen. Banken würden ihre Kreditvergabestandards weiter verschärfen, was insbesondere für weniger bonitätsstarke Kreditnehmer ein Problem darstellen würde.
Mögliche Entspannung bei sinkenden Leitzinsen
Eine Entspannung wird sich einstellen, sobald die Inflation nachhaltig, vielleicht sogar deutlich nachlässt und die Zentralbanken ihre Geldpolitik lockern. Dies könnte in den kommenden Jahren dazu führen, dass Kredite wieder preiswerter werden. Gerade für Baufinanzierungen mit den langen Zinsbindungen wäre dies ein Segen.
Auswirkungen geopolitischer Faktoren
Geopolitische Konflikte und/oder Handelsspannungen können die Zinslandschaft unvorhersehbar beeinflussen. Solche Ereignisse wirken sich meist indirekt über Rohstoffpreise, Inflationsraten und die Kapitalmärkte auf die Kreditzinsen aus. Hier ist es wichtig, stets informiert zu bleiben und die eigenen Finanzierungsstrategien entsprechend anzupassen.
Tipps für Kreditnehmer
Wichtig für (potenzielle) Kreditnehmer ist, die Zinsentwicklung sowie weitere Faktoren wie Inflation, geopolitische Entwicklungen & Co. immer im Blick zu behalten. Ein weiterer Tipp: Nach Möglichkeit immer einen Kredit wählen, für dessen Rückzahlung auch kostenlose Sonderzahlungen (Sondertilgungen) vorgenommen werden können. Dies ist bei Immobiliendarlehen längst Standard.
Falls also größere Beträge zur Verfügung stehen, kann durch deren Zahlung der Kredits vorzeitig getilgt werden, so lässt sich die Zinslast um einiges reduzieren. Es ist jedoch darauf zu achten, dass diese Sonderzahlungen nicht mit einer „Strafgebühr“ gekoppelt sind.
Fazit: Zinsen im Wandel
Gerade infolge von Corona und der weltweiten Wirtschaftskrise befanden sich die Zinsen in den letzten Jahren in einem stetigen Wandel, der (zumindest in Teilen) bis heute anhält. In solch unsicheren Zeiten sollte es selbstverständlich sein, den Markt immer im Blick zu behalten und Kredite dann abzuschließen, wenn die Lage gerade günstig ist.